9.30 Uhr „oben im Gerät“ !

DRS Skifreizeit Ski und Cappuccino                                                                        Ladurns/Südtirol 2014

9.30 Uhr „oben im Gerät" !

Diese Ansage treibt uns Eltern und Bi-Ski-Anfängern sofort die Schweißperlen auf die Stirn. Jetzt schnell alle wichtigen Skisachen zusammenpacken, das Frühstück beenden und rauf. Der Berg ruft!

Für die anderen teil nehmenden Familien, viele schon etliche Male und Jahre dabei, scheint das bereits Routine zu sein, aber uns Neulingen gehen diese Abläufe für das Packen der ganzen Ski-Gerätschaften für eine vierköpfige Familie noch nicht so gut von der Hand.

Wir befinden uns in Südtirol im Pflerschtal, genauer gesagt in Ladurns, also gleich „nach dem Brenner rechts ab ins Tal".

Das Hotel liegt auf 1100m Höhe, jedoch bei unserer Ankunft ganz im Grünen. Es regnet zudem. „Wo ist der Schnee? Und hier sollen wir Skifahren?", ruft unser ältester, elfjähriger Sohn enttäuscht. War ja auch irgendwie klar, es ist bereits Mitte April. Wer geht da noch Skifahren? Doch das tolle Zimmer, das Schwimmbad und überhaupt das ganze Hotel vertrösten ihn und uns ganz schnell auf den morgigen Beginn auf der Piste.

Insgesamt fast 40 Personen treffen sich hier mit Familienmitgliedern eine Woche lang, um sich beim vom Deutschen Rollstuhlsportverband (DRS) organisierten Skikurs für Menschen mit Handicap unter der bewährten Leitung von Herbert Winterl und seiner Frau Hanni auf dem Mono-Ski oder dem Bi-Ski mutig zu Tale zu „stürzen".

Einer dieser Skikursteilnehmer auf einem geliehenen Bi-Ski ist also auch unser rollstuhlfahrender neunjähriger Sohn mit Cerebralparese. Wie wird er wohl mit uns zusammen im Schnee das Skifahren erleben?

Um es gleich vorweg zu nehmen: Es war klasse! Tolles Hotel, wärmende Sonne, genug Schnee (sogar einmal 10cm Neuschnee in der Nacht) mit hervorragenden Pistenverhältnissen, und extrem wenig Betrieb am Lift.

Eben noch im Speisesaal beim reichhaltigen Frühstücksbuffet, ertönt gleich darauf die bereits erwähnte Aufforderung: „Um 9.30 Uhr fertig angeschnallt an der Bergstation im Gerät". Schön, dass das Hotel nur 100m vom Sessellift entfernt liegt. Nur ein kurzer Fußmarsch mit dem Rolli zum Lift. Praktisch, dass die Ski und das „Gerät" (Bi-Ski oder Mono-Ski) bereits oben bei der Mittelstation (1700m) lagern. Ein großes Dankeschön gilt den immerzu freundlichen Liftangestellten. Die Pisten sind so leer, dass wir, die Eltern, abwechselnd tageweise, unter der Leitung unserer „Privatskilehrerin" Hanni unsere Schwünge ungestört mit unseren Sohn und dem Bi-Ski ziehen können.

Mit einem weiteren 4er-Sessel geht es zu dritt, manchmal auch zu viert als „komplette Familie" plus Bi-Ski zügig hoch hinauf zur Bergstation. Ein wunderschönes Bergpanorama belohnt uns beim Ausstieg auf 2030m.

Das Liften bleibt noch etwas heikel. Man benötigt stets seine volle Konzentration, um die Abläufe zu automatisieren, auch wenn unsere Liftangestellten – man kennt sich schnell- den Lift bei Ein- und Ausstieg immer langsamer stellen oder gar ganz abstellen.

Hanni bleibt dabei stets geduldig und lobend. Und siehe da: Es gelingt tatsächlich immer besser. Auch wenn es uns am Anfang bei diesen „brutal steilen" Hängen schier unmöglich erschien hier überhaupt mit dem Bi-Ski (und dann noch mit unserem Sohn) hinunter zu fahren. Nach dem vormittäglichen Skikurs schwinden die Kräfte. Die Mittagspause auf der Sonnenterrasse an der Mittelstation belohnt alle Teilnehmer. Schließlich verspricht die Beschreibung des DRS-Kurses ja auch „Ski & Capuccino".

Und dieses Versprechen muss ja in der Ladurner Hütte auch unbedingt eingehalten werden.

Durch fünf fleißige Trainingstage „qualifizieren" wir uns dann auch tatsächlich für das obligatorische Slalomrennen durch den „Stangenwald" und tags darauf für den „Menschenslalom". Sprich wir durften in der Riege der Bi-Ski und Mono-Skifahrer mitfahren.

Im hoteleigenen Schwimmbad oder der Sauna wurden dann des Abends den müden Muskeln noch eine Erholung gegönnt.

Wir sind wieder dabei. Im nächsten Jahr. Dann aber als „Fortgeschrittene"!!

Danke Deutscher Rollstuhlsportverband!

 

Herzlichen Dank an Herbert & Hanni!

 

Familie Baier

(Monika, Stefan, Paul und Jakob)

79312 Emmendingen-Mundingen, Baden-Württemberg