DRS FB Wintersport Bischofsreut 2013

 

Der Whirlpool sprudelt und Nils (13 Jahre, Muskeldystrophie) genießt das warme Wasser. Jaro und Mira (9 und 6 Jahre) juchzen im Schwimmbecken. Ich (Mutter) liege im Bademantel auf der Entspannungsliege während Klaus (Vater) in der Sauna schwitzt. Was kann es schöneres geben nach einem erlebnisreichen Skitag? Vor uns die Aussicht auf ein leckeres 3-Gänge Menü mit Salatbuffet und einen gemütlichen Spieleabend im Stüberl im Witikohof*** in Bischofsreut im Bayerischen Wald? Schon für normale Familien wäre so eine Skifreizeit ein Glücksfall! Für uns noch viel mehr, denn mit Nils im Rollstuhl sind wir eine „besondere" Familie. Trotzdem fühlen wir uns sauwohl, denn um uns herum sind viele Kinder, die mit ihren Rollis durch die Flure flitzen.

Schon zum dritten Mal nehmen wir an der Skifreizeit des Deutschen Rollstuhl-Sportverbandes (DRS) Fachbereich Wintersport teil. Weil wir hier alle fünf Spaß haben und mitmachen können. Jaro, Mira und Klaus fahren im Stehen mal mit und mal ohne Skikurs ihrem Können entsprechend. Nils fährt im Sitzen mit dem Bi-Ski Gerät und ich begleite ihn mit Kurzskiern. Die Ausrüstung wird gestellt und wir haben einen eigenen Kurs. Mehrere Übungsleiter und der „Chef" Herbert Winterl sind selbst Rolli-Fahrer.

Als wir vor 12 Jahren die Diagnose von Nils Muskelkrankheit bekamen haben wir uns gewünscht, dass Nils möglichst lange laufen kann. Dass Rollstuhlfahren auch Selbständigkeit, Sport und Teilhabe am Leben bedeutet konnte ich mir nicht vorstellen. Wir waren oft traurig, dass Nils mit den „gesunden" Kindern nicht mithalten konnte. Hier beim Skifahren zählt was er kann, nicht was ihm fehlt!

Obwohl es im Sitzen ist, muss man das Bi-Ski fahren lernen. Das habe ich erfahren, als ich mich selbst mal reinsetzen durfte. Es braucht Fahrgefühl um sich richtig in die Kurven zu legen und die Geschwindigkeit einzuschätzen. Also: Respekt vor Nils, der am Ende trotz seiner zunehmenden Krafteinschränkung am langen Zügel sicher zu Tal gefahren ist. Vielen Dank auch an Andrea, die durch ihre nette Begleitung unsere Mutter-Sohn Spannungen wirkungsvoll entschärft hat.

So war es mir möglich mit Jaro Skiunterricht zu nehmen und uns erstmalig an Sessellift und roter Piste zu versuchen. Viele schöne und ermutigende Erfahrungen waren hier möglich und ihre Orden nach dem Abschlussrennen haben alle Kinder verdient (und die Eltern mit). Selbst wenn es im nächsten Jahr für Nils schwieriger wird, er hat schon ein neues Hobby entdeckt: Den Dual-Ski, der auch bei starker körperlicher Einschränkung viel Fun bietet. Jedenfalls wenn ein so sportlicher Fahrer wie Sebastian ihn steuert. Also: Wir kommen wieder!

P.S.: Gerade für Familien mit muskelkranken Kindern ist Skifahren eine tolle Sache, auch wenn die Kinder noch laufen können. Voraussetzung ist ein skifahrender Elternteil und eine Portion Gelassenheit um die Anfangsphase zu überwinden. Es lohnt sich.

 

Hanna Drüge